Erasmus-Austausch mit dem ITA
Durch das ERASMUS Programm wird Studenten ermöglicht einmal während ihres Studiums ein Semester oder ein Studienjahr an einer europäischen Hochschule zu verbringen. Den Rahmen für den Studentenaustausch bilden Bilateral Agreements zwischen Fakultäten oder Lehrstuhlinhabern der Hochschulen.
Allgemeine Informationen zum ERASMUS-Programm wie z.B. Voraussetzungen, Sprachkurse und Finanzierung finden Sie auf den Seiten des Hochschulbüros für Internationales.
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University of California Berkeley
Das Austauschangebot zur University of California Berkley richtet sich an Studenten mit sehr guten Studienleistungen, die eine Projektarbeit in den USA bearbeiten möchten. Die Auswahl der Bewerber trifft Prof. Overmeyer anhand von Notenspiegel, Lebenslauf, motivationsschreiben und einem Vorstellungsgespräch. Im Rahmen des Austausches werden die Studiengebühren in Berkley erlassen. Allerdings ist es dadurch nicht möglich, reguläre Kurse zu belegen bzw. Prüfungsleistungen in diesen zu erbringen.
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Interview: Masterarbeit in Berkeley - Ein Auslandssemester während der Corona-Pandemie
Du hast dich für ein Auslandssemester in Kalifornien entschieden, wie kam es zu deiner Entscheidung?
Ein Auslandssemester hatte ich schon zu Beginn meines Bachelorstudiums geplant. Ich habe es aber bewusst erstmal in den Master verschoben, um mehr Erfahrungen zu sammeln und interessantere Projekte angehen zu können.
Für mich war schon immer klar, dass ich aufgrund der Kulturunterschiede ein Auslandssemester außerhalb von Europa bevorzuge und dies bestenfalls im englischsprachigen Raum. Zu Beginn meines Masterstudiums plante ich einen Studienaufenthalt in Indien. Aufgrund der Pandemie hat dies leider nicht geklappt, so dass ich auf ein Programm des ITA in Amerika aufmerksam geworden bin. Gerade Kalifornien fand ich aufgrund der geographischen Lage mit Nähe zum Silicon Valley und der Reputation der Universitäten sehr interessant. Deshalb ist meine Wahl schlussendlich auf Berkeley gefallen.
Ist dir denn die Entscheidung für einen Auslandsaufenthalt trotz der Corona-Pandemie schwergefallen?
Ich glaube aufgrund der Corona-Pandemie ist es mir sogar etwas leichter gefallen, weil generell im Freundeskreis weniger unternommen wurde. Das hat es einfacher für mich gemacht, meine Komfortzone zu verlassen. Allerdings die Planung, wie etwa Visa-Angelegenheiten und Koordination wurde natürlich deutlich erschwert und die Ungewissheit, ob der Aufenthalt tatsächlich stattfinden kann blieb bis zum letzten Tag.
Und wie ging die Universität mit Corona um, welche Einschränkungen gab es?
Eigentlich relativ vergleichbar mit der Situation in Deutschland und Hannover. Zu Beginn (im April 2021), als ich nach Amerika gekommen bin, da war alles relativ strikt. Die Vorlesungen waren alle online, Büroräume und Labore waren nur mit einer Person besetzt und es herrschte Maskenpflicht. Aber mit zunehmender Impfquote zum Sommer hin, wurde das Ganze dann deutlich lockerer und in der Uni gibt es mittlerweile auch eine Impf- und Boosterpflicht für alle Studierenden, so dass seit Frühling 2022 sogar die Maskenpflicht offiziell abgeschafft wurde. Aktuell finden die meisten Vorlesungen wieder in Präsenz statt.
Auch der Kontakt zu deinen Kommilitonen? Oder hatten die Regelungen davor starke Auswirkungen auf deine sozialen Kontakte?
Am Anfang war es schon ein bisschen schwieriger im Uni Umfeld andere Studierende kennenzulernen, aber dadurch, dass ich in einem Studentenwohnheim mit ca. 20 anderen Studenten zusammengewohnt habe, konnte ich dort relativ schnell Kontakte knüpfen und Anschluss finden. Zum Sommer hin, als Bars und Clubs wieder geöffnet wurden, war es auch leichter andere Studenten von außerhalb kennen zu lernen.
Wie sah ein typischer Tag für dich an der Universität aus?
Meistens begann mein Tag morgens um 08:00 Uhr, dann habe ich erstmal Sport gemacht; entweder bin ich eine Runde Joggen gegangen oder ins Fitnessstudio. Von 10:00 bis 15:00 Uhr war ich im Labor und habe Experimente gemacht oder etwas dokumentiert. Danach habe ich Mittag gegessen, entweder zu Hause oder mit Freunden und nachmittags habe ich mich nochmal an die Arbeit gesetzt, meistens draußen und habe verschiedene Paper gelesen oder mir ein paar Notizen gemacht. Gegen 19:00 Uhr gab es Abendessen, manchmal habe ich mich danach noch mit Freunden getroffen oder hin und wieder auch kürzere Ausflüge gemacht, zum Beispiel nach San Francisco.
Auf welches Thema hast du dich fachlich konzentriert und was war das Spannendste, was du darüber während deines Aufenthaltes gelernt hast?
Mein Thema der Masterarbeit (Systematisches Design von Cauchy Symmetrischen Strukturen durch Bayesian Optimization) beschäftigt sich mit dem Laser-3D-Druck, das Verfahren nennt sich Multiphotonenlithographie oder auch 2PP (Zwei-Photonen-Polymerisation). Dabei werden Mikrostrukturen erzeugt, die man mit dem bloßen Auge nicht erkennen kann. Die selbst designten und entworfenen und nach verschiedenen Designparametern optimierten Strukturen dann unter hochauflösenden Raster-Elektronen und Helium-Ionen Mikroskopen zu erkennen und damit zu experimentieren war ein besonderes Erlebnis.
Wie hilfreich waren dafür die Vorkenntnisse aus dem Studium? Wie hat dich das bei der Bearbeitung deiner Masterarbeit beeinflusst?
Also grundlegende Kenntnisse waren auf jeden Fall sehr wichtig zum Beispiel Mechanik oder FEM-Kurse und CAD-Kurse um ein Grundverständnis zu haben. Ansonsten war es nicht unbedingt ein spezieller Kurs, sondern mehr das grundsätzliche Mindset, das man sich während des Studiums erarbeitet um zu wissen, wie man mit Problemen umgeht, sich schnell in Themen einarbeitet und verschiedene Ansätze findet.
Wo lagen die größten Herausforderungen?
Herausforderungen gab es eigentlich in allen Bereichen, sowohl organisatorisch, persönlich und akademisch, so dass es mir schwerfällt, ein bestimmtes Problem herauszupicken. Bei der Forschung kann es schnell passieren, dass man irgendwo ins Stocken gerät, das Gefühl hat nicht voran zu kommen und einen Ansatz über Bord wirft und nochmal ganz andere Strategien ausprobiert. Sich davon nicht unterkriegen zu lassen und neue Wege zu finden ist Teil der Forschung und macht dann auch wieder Spaß.
Was war ein besonderer Erfolg?
Ein besonderer Erfolg war es das gesamte Projekt erfolgreich abschließen zu können. Wir schreiben gerade noch an einem Forschungspaper über das Thema und ein wirklich großer Erfolg wäre es, dass dann Teile meiner Masterarbeit in einem Journal publiziert werden.
Welchen Aktivitäten bist du in deiner Freizeit nachgegangen?
Ich habe versucht möglichst viel zu reisen und kürzere Ausflüge zu planen. Dadurch dass ich eine recht hohe Flexibilität durch meine Forschungstätigkeit hatte und einem viele Freiheiten gelassen wurden, konnte ich auch verschiedene Tagesausflüge nach San Francisco und in die Umgebung planen. Ansonsten ist die Gegend bekannt fürs Wandern, das habe ich auch des Öfteren gemacht und Joggen war ich auch häufig. Ich habe mich auch oft mit Freunden, anderen internationalen Studenten und Amerikanern getroffen, um die Kultur und die Gegend besser kennen zu lernen.
Welchen Ratschlag würdest du anderen Studenten mit auf den Weg geben, die auch ein Auslandssemester machen wollen? Hast du vielleicht einen guten Tipp?
Definitiv einfach ausprobieren! Auch wenn es vielleicht eine Überwindung ist, die eigene Komfortzone zu verlassen. Am besten schon zu Beginn des Studiums darüber nachdenken, wann ein Auslandssemester in die eigene Studienplanung passen könnte. Ich kann nur von meiner Seite sagen: „Ich habe viele Eindrücke und Erfahrungen gesammelt, die mich für immer prägen werden und die ich nicht missen möchte“. Auch wenn man das Studium deswegen verlängert, ist das keine verlorene Zeit und sollte es am Ende wirklich gar nicht funktionieren oder einem gar nicht gefallen, kann man jederzeit abbrechen. Von daher: Einfach ausprobieren!
Was war die wichtigste Erfahrung in Bezug auf deinen zukünftigen Werdegang?
Was mich auf jeden Fall geprägt hat, sind die Menschen! Bei den vielen Studenten in Berkeley merkt man, dass es eine große Diversität und viele interessante Personen gibt. Sich mit ihnen auszutauschen hat mich auf jeden Fall geprägt und war eine sehr wichtige Erfahrung für mich. Der zweite Part sind viele neuen Ansätze, mit Problemen umzugehen und während der Forschung festzustellen, dass man Fortschritte macht, gibt einem viel Selbstvertrauen.
Bei Fragen oder falls du auch an einem Auslandssemester in Berkeley interessiert bist, melde dich gerne: Timon Meier
Timon Meier, Berkeley im Februar 2022
Das Interview wurde geführt von Sabrina Katz und Ejvind Olsen
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Studienarbeit in Berkeley – Ein Erfahrungsbericht
Zu Beginn meines Masterstudiums des Maschinenbaus entwickelte sich in mir der Wunsch fachliche Erfahrung im Ausland zu sammeln. Ich wollte für längere Zeit außerhalb von Deutschland leben und erfahren, wie Ingenieure und Wissenschaftler in anderen Ländern arbeiten. Vor allem das englischsprachige Ausland erschien für mich interessant, da ich während meiner Bachelorarbeit festgestellt habe, dass die für mich relevanten Publikationen überwiegend auf Englisch sind.
Während meiner Suche nach einem Auslandssemester bin ich auf die Anzeige des ITA bezüglich eines Auslandsaufenthaltes an der University of California Berkeley gestoßen. Ich war von der Möglichkeit sofort begeistert, da die UC Berkeley eine renommierte Universität mit Nähe zum Silicon Valley an der San Francisco Bay ist. Daher habe ich eine Bewerbung vorbereitet und einen Termin mit Professor Overmeyer vereinbart. Anschließend hat mich Professor Overmeyer für eine Studienarbeit bei Professor Horowitz am Department of Mechanical Engineering in Berkeley für einen Zeitraum von 6 Monaten empfohlen.
Nachdem der organisatorische Teil mit Visum, Auslandskrankenversicherung, Stipendienbewerbungen und Wohnungssuche abgeschlossen war, konnte es Mitte April 2018 endlich losgehen.Fachliches
Grundsätzlich betreibt Professor Horowitz Forschung im Bereich der Regelungstechnik. Die Arbeitsgruppe von Professor Horowitz in der ich tätig war beschäftigt sich mit dem Themenbereich „Intelligent Vehicle and Highway Systems (IVHS)“. Nach meiner Ankunft in Berkeley hat Professor Horowitz mir freigestellt in welchem Themenbereich ich forschen möchte. Nach etwas Recherche habe ich mich einem Projekt von einem PhD-Studenten angeschlossen bei dem es um die Schätzung von Staulängen in Straßennetzen geht. Die akkurate Schätzung der Staulänge sollte mit neuartigen Methoden im Geometric Deep Learning erreicht werden. Ich habe während meiner sechsmonatigen Arbeit in Berkeley viele Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich des Deep Learnings, der Python Programmierung und des Verfassens von wissenschaftlichen englischen Texten gelernt.
Weiterhin war die Forschungsgruppe sehr international, dadurch habe ich mit Leuten aus unterschiedlichsten Nationen zusammengearbeitet, was für mich eine tolle Erfahrung war.
Freizeit
Berkeley liegt auf der östlichen Seite der San Fransisco Bay direkt gegenüber von San Francisco und der Golden Gate Bridge. Mit dem Zug ist man in ca. 25 Minuten im Stadtzentrum von San Francisco, was einem natürlich sehr viele Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gibt. Ich persönlich habe es geliebt an sonnigen Tagen mit meinem Fahrrad durch San Francisco und über die Golden Gate Bridge nach Sausalito zu fahren. Weiterhin gibt es eine Menge Veranstaltungen in San Francisco, an denen man teilnehmen kann.
Aber auch in Berkeley kann man seine Freizeit hervorragend verbringen, da die Stadt sehr studentisch geprägt ist. Es gibt viele Restaurants, Bars, Sportangebote von der Uni und vieles mehr. Weiterhin gibt es andere interessante Städte an der Bay wie Oakland und San Jose mit dem Silicon Valley. Für Wochenendausflüge bieten sich die Nationalparks Yosemite sowie Sequoia und Kings Canyon an. Ebenfalls sehr empfehlenswert ist die Küstenstraße am Pazifik entlang (Route 1) von San Francisco aus südlich zu erkunden.
Unterkunft und Lebenshaltungskosten
Generell sind die Wohnkosten in der gesamten San Franciso Bay Area sehr hoch. Ich habe für drei Monate meines Aufenthaltes in privat vermieteten Zimmern gelebt und dafür zwischen 1000 USD (für ein sehr kleines Zimmer ohne Schreibtisch) und 1500 USD (für ein größeres Zimmer) im Monat bezahlt. Der Wohnungsmarkt ist hart umkämpft und es ist nicht einfach ein günstiges Angebot (unter 1000 USD pro Monat) zu finden. Allerdings bieten Internetplattformen wie Craigslist und Airbnb eine gute Hilfestellung. Die Lebensmittelkosten sind ebenfalls höher als in Deutschland. Wenn man in einer Mensa auf dem Campus Mittag essen möchte muss man ca. 10-15 USD einplanen.
Ich habe weitere drei Monate im International House auf dem Campus in Berkeley gelebt. Dort hatte ich ein Doppelzimmer zusammen mit einem anderen Studenten sowie Essen für ca. 1500 USD im Monat. Ich kann das Leben im International House nur weiterempfehlen, da man dort mit internationalen Studenten zusammenlebt und sehr viele Freundschaften knüpft. Man ist direkt sozial eingebunden und unternimmt sehr viel gemeinsam, um die Umgebung zu erkunden.
Fazit
Meine Zeit in Berkeley war eine unglaublich erlebnisreiche Zeit für mich, in der ich mich sowohl akademisch als auch persönlich weiterentwickelt habe. Die organisatorische Bewältigung dieses Vorhabens hat mir Selbstvertrauen gegeben, auch in einem fremden Land alltägliche Herausforderungen zu meistern. Außerdem habe ich durch den vielen Kontakt mit internationalen Studenten in der Uni aber auch in meiner Freizeit viele neue Einblicke in andere Kulturen erhalten, aber gleichzeitig auch mein Bild von Deutschland und Europa geschärft. Ich kann einen Studienaufenthalt in Berkeley nur weiterempfehlen, wenn man sich der hohen Kosten bewusst ist. Für mich war es eine großartige Zeit, die ich nicht missen möchte.
Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bei Professor Overmeyer und Professor Horowitz bedanken, die dieses unvergessliche Erlebnis für mich möglich gemacht haben.
Simon Ehlers, im Januar 2019
Praktikum im Ausland
Das ITA verfügt über internationale Industriekontakte über die wir geeigneten Studenten einen Praktikumsaufenthalt ermöglichen können. Die Eignung wird in der Regel durch eine Tätigkeit (HiWi; studentische Arbeit) am ITA nachgewiesen.
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Praktikum in Down Under – ein Erfahrungsbericht
Um mein Maschinenbaustudium zu vervollständigen benötigte ich noch ein 16-wöchiges Fachpraktikum. Um das Studium international zu gestalten, aber auch um Erfahrungen – nicht nur fürs Studium – zu sammeln, meine Englischkenntnisse aufzubessern und interessante Menschen kennen zu lernen, wollte ich diese Gelegenheit nutzen, das Praktikum im Ausland durchzuführen. Die Wahl fiel dabei auf Australien, ein faszinierendes Land mit einerseits großen modernen Städten und andererseits einer unbeschreiblichen Natur und Landschaft.
Da ich beim ITA als Hiwi arbeitete und im Bereich der Transporttechnik bleiben wollte, habe ich meinen „Chef“ um Hilfe bei der Suche nach einer Praktikumsstelle gebeten. Aufgrund der guten Kontakte des ITA konnte schnell ein Kontakt zur Firma TUNRA Bulk Solids bzw. zum eng daran angelehnten Centre for Bulk Solids & Particulate Technologies (CBSPT) hergestellt werden. Nach einigen Telefonaten und E-Mails zwischen den Professoren und Mitarbeitern des ITA sowie des CBSPT habe ich die Zusage zum Praktikum bekommen. Das CBSPT befindet sich auf dem Unicampus in Newcastle, ca. 160 km nördlich von Sydney. Der vorgesehene Aufgabenbereich lag im Wesentlichen in der Simulation der pneumatischen Förderung. Desweiteren sollte ich in Beratungstätigkeiten für Firmen mit eingebunden werden.
Ankunft
Als ich in Newcastle ankam wusste ich noch nicht wo ich wohnen würde. Wie mit dem CBSPT abgesprochen, wurde für meine ersten Übernachtungen ein Hotelzimmer organisiert. Angenehm überrascht war ich, dass es sich dabei um ein 4-Sterne-Hotel direkt am Strand handelte. Ich nutzte also die ersten Tage, mir eine passende Wohnung zu suchen. Die Uniwebsite von Newcastle war dazu die beste Adresse! Generell kann ich nur empfehlen, vor Ort und nicht aus Deutschland nach einer Unterkunft zu suchen. Zum einen unterscheiden sich die Wohnungen wirklich stark und sind teilweise nicht mit Wohnungen in Deutschland vergleichbar. Zum anderen ergibt sich aufgrund von persönlichen Kontakten fast immer etwas. Die erste wichtige Vokabel lernt man spätestens beim Verlassen des Flughafens: „No worries!“ Bei der Wohnungssuche stand ich vor der Wahl, entweder direkt in der Nähe des CBSPT zu wohnen, also weit ab von Stränden, Bars und der Stadt, in Gegenden wo es ohne Auto schwer ist etwas zu unternehmen, oder eben andersrum. Empfehlen kann ich nur, die Strände und Bars zu bevorzugen!
Fachliches
In der ersten Woche des Praktikums habe ich zur Einarbeitung in das Thema eine Doktorarbeit über die pneumatische Förderung gelesen. In der zweiten Woche wurde ich zur „9th International Conference on Bulk Materials Storage, Handling and Transportation“ eingeladen, die Prof. Mark Jones, der Professor des CBSPT organisiert hat. Dies gab mir die Gelegenheit, viele gute und interessante Vorträge zu verschiedenen Bereichen der Schüttgutfördertechnik zu hören.
Da die Simulationssoftware leider nicht fertiggestellt wurde und mein Betreuer Ken nach der Konferenz für zweieinhalb Wochen in China war, sollte ich mich mit der Analyse alter Experimente befassen. In welche Richtung ich diese analysierte war mir weitestgehend freigestellt. Dabei fand ich einen Zusammenhang, mit dessen Hilfe sich der Druckabfall, der wichtigste Parameter zur Auslegung pneumatischer Förderanlagen, in einer Pipeline annährend ermitteln lässt. Seitdem habe ich dazu ein Modell entwickelt, das ich mit Daten von Versuchen mit verschiedenen Rohrdurchmessern und Pipelinelängen vergleiche und entsprechend das Modell weiterentwickele. Parallel dazu konstruierte ich auch einen Aufbau, an dem ich Erosionsversuche durchführen werde. Diese Versuche dienen später der Beratung von Firmen durch die Firma TUNRA.
Von diesen Aufgaben abgesehen habe ich auch einige interessante praktische Tätigkeiten wie beispielsweise die Kalibrierung von Drucksensoren, aber auch Reinigungsarbeiten durchgeführt. Das hört sich allerdings schlimmer an als es eigentlich war!
Erfahrungen
Generell bin ich mit meinem Praktikum sehr zufrieden, habe viel dazugelernt und immer viel Spaß gehabt! Die Betreuung speziell durch Ken, aber auch durch alle anderen Mitarbeiter ist wirklich super! Mir wurde nicht nur bei fachlichen Fragen sondern auch bei allen anderen Dingen, speziell bei Reisetipps und Wochenendplanungen immer sehr geholfen. Abgesehen von der Arbeit, spiele ich mit den Leuten von TUNRA und dem CBSPT regelmäßig Fussball, Lawn Balls und an Gelegenheiten um zusammen ein Bier zu trinken hat es natürlich auch noch nicht gefehlt...
Das Leben in Australien ist sehr angenehm und einfach. Alle Leute, die ich bisher getroffen und kennengelernt habe sind auffallend hilfsbereit, offen und freundlich. Schlechte Erfahrungen habe ich noch nicht gemacht.
In Newcastle habe ich mich wirklich gut eingelebt! Das Stadtzentrum ist eher klein und das Leben beschränkt sich eigentlich nur auf wenige Straßen mit Bars, Cafes und Geschäften. Wer sich hier etwas auskennt wird es genießen! Wem Sydney zu groß und zu hektisch ist, der liegt mit Newcastle genau richtig! Touristen und die typischen Backpacker habe ich hier bisher kaum getroffen. Im Hafen lässt sich an den Hafenanlagen erahnen, dass Newcastle der weltweit größte Kohleexporteur ist. Laut und dreckig ist es allerdings nicht!
An sechs schönen Stränden lässt es sich hervorragend ausruhen, planschen und von Strand zu Strand joggen. Einige der Strände sind in Australien als Insidertipps zum Surfen bekannt. Das Nachtleben in Newcastle ist super! Mit Bars direkt am Wasser, Livemusik in fast jedem Pub und vielen verschiedenen Biersorten gibt es am Wochenende eigentlich immer was zu tun. Studentnight ist mittwochs, ansonsten ist in der Woche eher wenig los.
Insgesamt ist es in Australien etwas teurer als in Deutschland, das Bier kostet in Pubs und Bars aber etwa das gleiche.
Durch die Nähe zu Sydney habe ich einige Wochenendausflüge in die Stadt gemacht. Für umgerechnet fünf Euro kommt man innerhalb von zweieinhalb Stunden mit der Bahn in Sydney an.
Strandwetter ist hier eigentlich immer. Durch die Nähe zu den Stränden ist das Wetter aber sehr gut aushaltbar! Bewölkte Tage, an denen es nur 24 °C ist und es ab und zu mal regnet gehören hier zu den Tagen mit schlechtem Wetter. Allerdings endet zurzeit eine elfjährige Trockenzeit. Natürlich bin ich, als „the bloody german“ daran schuld. Aber no worries, so schlimm ist es auch wieder nicht!
Nach meinem Praktikum werde ich nicht gleich ins kalte Deutschland zurückfliegen, sondern für circa zwei Monate das Land bereisen. Die Möglichkeit sollte man sich hier wirklich offen halten, da Australien einfach sehr viel an unglaublichen Landschaften, schönen Städten und netten Leuten zu bieten hat!
Bei weiteren Fragen zum Praktikum in Australien kann über das ITA gerne der Kontakt zu mir aufgenommen werden.
Herzlich bedanken möchte ich mich bei Prof. Hager, der mich durch die Dr.-Jürgen-Ulderup-Stiftung finanziell bei den Reisekosten unterstützt hat, sowie bei Prof. Overmeyer, Tobias Wennekamp und Frau Kmitta.
Stephan Hötte, im Januar 2008
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Praktikum in Down Under – ein zweiter Erfahrungsbericht
Schon zu Beginn meines Studiums plante ich, einen Teil davon im Ausland zu verbringen. Wie genau ich mein Auslandsstudium ausgestalten wollte blieb dabei lange unklar. Bis ich auf den Reisebericht von Stephan Hötte stieß: Ein Praktikum bei TUNRA Bulk Solids in Newcastle, NSW, Australien. Ich meldete mich kurzerhand bei ihm und wir besprachen meine Reisepläne. Im Grunde war der größte Teil meiner Vorbereitungen damit schon abgeschlossen. Dank Stephans guter Kontakte bedurfte es lediglich einiger Emails und ich hatte einen Praktikumsplatz Down Under.
TUNRA Bulk Solids ist der kommerzielle Arm der Universität Newcastle und betreibt Consulting und Forschung im Bereich der Fördertechnik. Ein interessantes Fachgebiet, mit welchem ich vorher noch nicht in Berührung gekommen war. Eine große Herausforderung mit vielseitigen Möglichkeiten mein fachliches Wissen zu ergänzen und in der Praxis anzuwenden.
Einige aufregende Monate und einen langen Flug später, fand ich mich in einem Hotel in Newcastle wieder, welches TUNRA für mich gebucht und bezahlt hatte. Da ich ein Zimmer mit Meerblick hatte, konnte ich gleich am ersten Morgen vom Balkon aus einen Surfcontest bewundern. Australien präsentierte sich mir von Anfang an von seiner besten Seite. Die Eingewöhnungswoche im Hotel nutzte ich um die Stadt kennen zu lernen und mir eine Bleibe zu suchen. Ich quartierte mich in der Nähe der Strände (und Bars) ein. An meinem ersten Arbeitstag stellte sich heraus, dass der Kollege, der mich gerade anlernte jetzt mein neuer Nachbar war. So war gleich Anschluss gefunden und eine Mitfahrgelegenheit zur Arbeit sowieso.
Fachliches
Die ersten Wochen meiner Arbeit bei TUNRA verbrachte ich mit praktischer Einarbeitung in die Messung der Fließeigenschaften von Schüttgütern. Außerdem eignete ich mir die den Messungen zu Grunde liegende Theorie an. Dabei war es mir frei überlassen wie ich meine Arbeit einteilte, sodass ich besonders zu Anfang viel Zeit mit praktischer Arbeit verbrachte um so möglichst schnell die gesamte Firma kennen zu lernen. Die Literaturrecherche am Schreibtisch verschob ich erst einmal auf später. Nachdem ich mich mit den praktischen Messungen vertraut gemacht hatte und auch die Theorie der Schüttgutförderung verinnerlicht hatte, begann ich mit meiner eigentlichen Aufgabenstellung. Diese bestand darin eine neue Theorie zum Kernfluss in Silos und Lagerhallen zu validieren, welche Professor Alan Roberts aufgestellt hatte.
Obwohl ich vor meinem Praktikum bei TUNRA mit der Schüttgutförderung noch nicht in Berührung gekommen war konnte ich durch die gründliche Einarbeitung sämtliche anfallenden Aufgaben gut erledigen und hatte viel Spaß an der Arbeit. Besonders die exzellente Betreuung durch meinen Supervisor JD Prigge sorgte dafür, dass ich während meines Praktikums fachlich sehr viel gelernt habe.
Freizeit
Da ich mich in der Nähe des Strandes einquartiert hatte verbrachte ich den Großteil meiner Freizeit auch dort. Ein Surfboard war schnell gefunden (mein erstes bekam ich von TUNRAS Laborchef geliehen) und obwohl man in wenigen Monaten nicht zum Profi wird wurde der Newcastle Beach schnell zu meinem zweiten Zuhause. Da TUNRA eng an die Uni angelehnt ist arbeiten dort viele Studenten, die immer aufgeschlossen waren etwas zu unternehmen. So gab es nach Feierabend und an den Wochenenden immer etwas zu tun. Besonders an den Strand geht man in Newcastle natürlich nie alleine. Aber auch die Blue Mountains waren jeden Wochenendtrip wert und das mit dem Zug etwa drei Stunden entfernte Sydney natürlich sowieso.
Nach meinen ersten beiden Monaten in Newcastle kam ein weiterer deutscher Student zu TUNRA, um dort seine Abschlussarbeit zu schreiben. Weil Australien mich mit offenen Armen empfangen hatte war das für mich natürlich eine gute Gelegenheit ein wenig davon weiter zu geben und dafür zu sorgen, dass er sich genauso gut aufgenommen fühlte, wie ich.
Im Anschluss an mein Praktikum bereiste ich mit einem Freund aus Deutschland noch einen Monat lang die Ostküste. Eine super Erfahrung, die uns mein Vermieter in Newcastle ermöglicht hat, indem er uns kurzerhand sein Auto lieh.
Fazit
Sowohl fachlich als auch privat habe ich von meinem viermonatigen Praktikum bei TUNRA Bulk Solids stark profitiert. Falls jemand mit dem Gedanken spielt dort ebenfalls ein Praktikum zu absolvieren oder eine Abschlussarbeit zu schreiben kann ich das nur empfehlen. Das tolle an Australien ist, dass alles was an sich unmöglich scheint z.B. weil das Geld fehlt oder die Planung der Auslandsreise wie ein riesiger Berg an Aufgaben noch vor einem liegt, plötzlich doch möglich wird. Sei es durch ein ausgeliehenes Auto oder durch ein Stipendium für Abschlussarbeiten. Ich für meinen Teil werde auf jeden Fall zurückkehren und meine Diplomarbeit bei TUNRA schreiben. Australien lässt mich nicht mehr los.
Abschließend möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bei Prof. Hager, Prof. Overmeyer und natürlich Stephan Hötte bedanken, welche mir die unglaubliche Erfahrung Australien ermöglicht habe
Jens Plinke, im Oktober 2012
Ansprechpersonen
Gerne helfen wir dir bei der Planung! Bei Fragen rund um das Thema hilft dir außerdem unser ITA-Auslandsbeauftragter weiter.